Auszüge aus einem Reisebericht von Clemens Stadlbauer aus der Ö3 Musikredaktion
Zur Einstimmung auf den Sommer in Österreich.
Drei Stunden Flug und man landet Ende April mitten im Sommer. Durchschnittstemperatur 27 Grad. Das Meer angenehm frisch (oder arschkalt, je nach individueller Verweichlichung). Leere Strände, weil noch keine Saison. Dementsprechend moderat auch die Preise. Und das Beste: Die Insel bietet eine ideale Urlaubsmischung aus Relaxen und Sightseeing.
Für zwei Ausflüge haben wir uns vom Beach ins Landesinnere entfernt. Einmal mit dem Mietauto ab ins nebelverhangene Troodos-Gebirge, wo man nach kaum mehr als vierhundertachtzig Serpentinen auch schon beim weltberühmten Kykkou-Kloster anlangt. Den anschließenden Rundgang durch das ehrwürdige Gebäude haben wir leicht torkelnd absolviert. Bis zum zwei Kilometer entfernten Grab von Erzbischof Makarios III., der in dem Kloster mehrere Jahre als Novize gedient hat, waren wir dann allerdings wieder so weit ausgeglichen, dass wir eine gebührende Haltung wahren konnten.
Der zweite Trip hat uns nach Lefkosia geführt (das frühere Nikosia). Die letzte noch geteilte Hauptstadt Europas. Gespenstisch irgendwie. So wie einst Berlin zu Mauerzeiten. Kilometerlang Stacheldrähte, Sandsäcke und Wälle mitten durch die Stadt. Auf der griechischen Seite florierender Reichtum. Den Türken zu Fleiß. Denn wenn man beim einzigen Grenzübergang für Fußgänger nahe des Lederer-Hotels türkisches Terrain betritt, befindet man sich schon nach wenigen Metern in einer fast mittelalterlich anmutenden orientalischen Welt. Der Unterschied könnte nicht krasser sein. Und nicht sinnloser.
Den schönsten Höreindruck hatte ich aber in meiner Lieblingstaverne. Hinter den großen Strandhotels südlich von Larnaka befindet sich die obligate Touristenmeile, die jetzt Gott sei Dank noch ziemlich verwaist war. Dennoch waren all die Lokale, die ihre Speisen mit bunten Fotos auf großen Tafeln bewerben, damit auch der vertrotteltste Tourist kapiert, dass es hier was zum Essen gibt, für uns tabu. Dann schon lieber ein paar Straßenzüge weiter nach hinten, wo man jene ursprünglichen Tavernen findet, in denen man mit dem Kellner, in unserem Fall mit Stavros, in die Küche geht, um den Fischfang des Tages persönlich zu begutachten. Bei einem Glas Rotwein und einer Schüssel frischer Oliven. Mit den Red Hot Chili Peppers, Deep Purple und Eric Clapton als angenehme musikalische Untermalung im Hintergrund aus einem plärrenden Küchenradio. Klarer Fall, dass das "Pylion" zu unserem Stammlokal wurde. Viel schöner kann Esskultur nicht sein.
Lesezeichen