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Thema: Geld ist kein Thema

  1. #1
    Zypern-Insider
    61 Jahre alt
    aus Paphos
    1.477 Beiträge seit 04/2005

    Geld ist kein Thema

    Geld ist kein Thema
    Christiane Sternberg | 04. Juli 2008 19:33 Uhr

    Die Zyprer essen, als ob es kein Morgen gebe. Und sie bauen Häuser, als ob sie ewig leben würden. Dieses Sprichwort liegt mir immer dann schwer im Magen, wenn wir mal wieder bei Freunden reichhaltig bewirtet wurden. Und es bringt mich ins Grübeln, wenn ich an den Villen vorbeifahre, die wie Pilze aus dem trockenen Boden schießen.
    Fast jedes junge Paar bekommt zum Start ins junge Glück von den Eltern/Schwiegereltern ein Haus geschenkt. Angesichts der Hochzeitssaison, in der von Mai bis September die Einladungen reichhaltig wie Mahnungen in den Briefkasten flattern, kann getrost von einem anhaltenden Bauboom gesprochen werden.

    Nun ist es nach meinen Erfahrungen nicht so, dass Zypern von Millionären bevölkert wäre. Die kommen angeblich nur her, um ihr Geld zu waschen. Der Zypriote an sich geht mit einem durchschnittlichen Gehalt von 1.863 Euro im Monat nach Hause, die Zypriotin mit 1.466 Euro.* Die meisten Häuslebauer verlassen sich voll und ganz auf die liebevolle Zuwendung der Banken. Und die sind nicht kleinlich bei der Vergabe von Krediten.

    Quelle: Sternblog/Christiane Sternberg

    Hier gibt es den ganzen Artikel

    http://www.stern.de/blog/60_in_aphrodit ... thema.html

  2. Nach oben    #2
    Zypern-Insider
    61 Jahre alt
    aus Übach-Palenberg
    1.355 Beiträge seit 04/2005
    Manchmal verwundert mich diese Christiane Sternberg ja schon. Sie lebt auf der Insel ist live dabei und mit keinem Wort wird erwähnt, wieviele dieser neu gebauten Häuser für Touristen sind.

    Also bekommt jetzt jeder unerfahrene Zypernreisende den Eindruck, der Bauboom würde nur dadurch entstehen, dass sie Zyprioten blauäugig Riesenkredite aufnehmen um für die Tochter/den Sohn ein Haus zu bauen, wenn er/sie dann heiratet.

    Ist nicht der erste Artikel wo sie ein wenig was verfälscht oder einfach falsch berichtet.


  3. Nach oben    #3
    Neu im Zypern-Forum Avatar von Christiane
    58 Jahre alt
    aus Nicosia
    4 Beiträge seit 07/2008

    Bauboom

    Liebe Monique,
    darüber lässt sich streiten. Hier (http://www.pio.gov.cy/mof/cystat/statis ... t&sub=2&e=) gibts die Statistik für aktuelle Baugenehmigungen. Wenn man den größten Posten, die single houses (von Jan-Apr 2008 insgesamt 1.563 Baugenehmigungen) betrachtet, sind solche Gebäude auf durchschnittlich je 300 qm Baufläche sicher nicht unbedingt oder überwiegend als Unterkünfte für Touristen gedacht. So luxuriös im großen Einzelhaus wird in der Regel auch in Zypern kein Urlauber untergebracht. Für Hotels, Touristenapartments und -dörfer etc. sind für den gleichen Zeitraum nur 336 Baugenehmigungen angegeben.
    Es geht letztendlich auch nicht darum, ob der Bauboom durch Einfamilienhäuser oder Touristenunterkünfte am Kochen gehalten wird. Fakt ist, dass sowohl im einen wie im anderen Fall die Banken das Geld geben. Es sei denn, es handelt sich um große Immobilienunternehmen, die den erforderlichen finanziellen Background haben. Kleine Developer sind auch auf Kredite angewiesen und verschulden sich dabei ebenso wie private Bauherren.

    Viele Grüße
    Christiane Sternberg

  4. Nach oben    #4

    76 Jahre alt
    626 Beiträge seit 01/2008
    Danke
    16
    Als Anthropologin und (recht gute Beobachterin) kann ich folgendes hinzufügen:
    Die zypriotische Gesellschaft hat uralte matriachalische Strukturen (Kult der Frau in Gestalt der Aphrodite), die bis heute ihren Bestand hat. Die Frau auf Zypern hat viele Rechte, die in den meisten Ländern im Vorderen Orient nicht zu finden sind. So erbt die Tochter bis heute Haus, Hof und Boden, während der Sohn die Ausbildung und das Geschäft erbt. (Aber seit ca. 20-30 Jahren genießen auch die Töchter höhere Bildung). Wenn eine Tochter heiratet, bekommt sie ein Haus, eine Wohnung. Das Geld wird nicht nur von den Eltern beigesteuert, sondern auch von den vielen Hochzeitsgästen (Hochzeiten mit 3.000 Gästen und mehr sind hier üblich). Ein Gästepaar bringt in der Regel einen Umschlag mit ca. 40-50 Euro, Verwandte geben oft viel mehr. Das ist dann der Anfangskapital für den Hausbau. Und die Banken steuern die Kredite dazu.
    Oft sieht man auf den Häusern merkwürdige Bauseisen, die in den Himmel ragen. (Sieht potthässlich aus, gell?). Das hat 2 Gründe: Zum einem zeigt es, daß der Hausherr eine Lizenz zum Bau einer weiteren Etage hat (z.B. die Wohnung für die Tocher). ZUm zweiten, so wie es scheint, reduziert es die Steuern, da das Haus noch nicht fertig ist.
    Und nicht zu vergessen: Die Zyprioten (oder Zyprer?) besitzen Grundstücke, die sie geerbt hatten (z.B. von der Mutter, von der Oma...-halt von der FRAU!!!). Die Grundstücke sind praktisch bares Geld - auch den Banken gegenüber.
    Ich denke, jetzt klingt der Artikel von Frau Christiane Sternberg mehr plausiebel.
    Beste Grüße
    Beethofan
    (die in einem Bergdorf lebt und alles gut beobachten kann)

  5. Nach oben    #5
    Zypern-Insider
    60 Jahre alt
    1.173 Beiträge seit 05/2005
    Okay... Ich finde den Artikel auch etwas einseitig geschreiben, allerdings entbehrt er bestimmt nicht einer guten Portion Wahrheit.
    Uebrigens darf man neben den Töchtern auch die Söhne nicht ganz vergessen... Unter unseren zypriotischen Freunden hat in einer Familie mit 3 Söhnen, jeder mindestens 1 Baugrundstück geschenkt bekommen... plus noch unendlich viele andere Ländereien... wie schon von dir erwähnt Beethofan, von der Mutter, Grossmutter usw. usw. usw.

    Was mich dabei einfach ärgert ist die Ausgabe der Baugenehmigungen, jedes Haus
    natürlich mit Pool... ohne an die nicht vorhandene Infrastruktur und das Wasserproblem zu denken. Dann flattern uns dafür nette Briefe ins Haus die uns verbieten unseren Garten zu wässern, unseren Pool aufzufüllen usw. Also die ganze Investition in die Pflanzen müssten wir einfach mal aus dem Fenster werfen und zusehen wie unsere Pflanzen sterben.

    Bei unendlich vielen leerstehenden Wohnungen und Häusern sollte man vielleicht auch mal eine Baustopp in Betracht ziehen... *stuuuudier*

    Liebe Grüsse
    Susi

  6. Nach oben    #6
    Zypern-Insider
    61 Jahre alt
    aus Übach-Palenberg
    1.355 Beiträge seit 04/2005
    Hallo Christiane,

    erstmal danke, dass du dich hier angemeldet hast und selbst dazu Stellung genommen hast. Das finde ich schon große Klasse und ich hoffe auch, dass du ab und zu mal wieder reinschaust.

    Zu den Zahlen, kann ich dir nichts sagen, sie scheinen wirklich den Eindruck zu vermitteln, dass in erster Linie für die Familie gebaut wird. Mir ging es deinem Artikel darum, dass mit keinem Wort erwähnt wird, dass es nicht nur die Familien sind, die dort bauen und das ist ja auf alle Fälle Fakt.
    Die ganzen Anlagen, die rund um die neuen und geplanten Golfplätze geplant, im Bau oder schon fertig sind, sind ja wohl eindeutig für zahlungskräftige Touristen gedacht. Die vielen Immobilienmakler die in englisch für Käufer im Internet werben, machen das auch für diese Zielgruppe. Es gibt auch genügend zahlungskräftige Ausländer, die eben diese Riesengrundstücke auf Zypern kaufen.
    Dein Artikel liest zwar sehr unterhaltsam, ist aber wirklich etwas einseitig und vermittelt dem unerfahrenen Zypernreisenden einen nicht unbedingt falschen, aber zumindest einen etwas gefälschten Eindruck.
    Wenn es nur die Familienangehörigen wären, die auf Zypern weiterbauen, wäre alles nur halb so wild. 750.000 Einwohner können nicht soviel Nachwuchs zeugen, dass Zypern irgendwann mal zubetoniert ist. Und ich habe die Befürchtung, dass man genau auf diesen Weg ist.

    @beethofan Danke für die Ausführung, mit dem Hintergrundwissen, liest sich Christiane´s Artikel wieder etwas anders. Vielleicht solltest du diesen Eintrag auch unter ihrem Blog als Kommentar setzen?

  7. Nach oben    #7
    Zypern-Fan
    aus Limassol
    76 Beiträge seit 01/2008
    Ich habe mich gerade mit dem Immobilienmarkt auseinandergesetzt, weil ich nach Zypern gezogen bin. Natürlich wird (wie in allen Mittelmeerländern) zu viel gebaut, aber mein Eindruck ist, dass man die Leute im Ausland sucht, die Zweithäuser kaufen wollen, während Touristen ja nur kurz hier sind. Ich glaube nicht,dass die ganze Bauwut auf lokale Töchter unf Söhne zurückzuführen ist, weil die Bevölkerung nicht übermäßig wächst. Es sterben ja auch welche. Es besteht auf jeden Fall ein riesiges Angebot und es wird, wie in Spanien, immer weiter gebaut, ohne dass die Infrastruktur angepasst wird (siehe Wassernot oder öffentliche Verkehrsmittel). Aber: wir leben in einer Marktwirtschaft und der Preis wird es regeln. Wenn es kein Wasser mehr gibt, werden die Immobilienpreise fallen und Neuanträge für Baugenehmigungen ebenfalls.

  8. Nach oben    #8
    Zypern-Insider
    aus Pegeia, CY
    559 Beiträge seit 05/2005
    Zitat Zitat von rainerug
    Wenn es kein Wasser mehr gibt, werden die Immobilienpreise fallen...
    Die Preise werden nicht wegen dem Wassermangel fallen (das kriegst du als potentieller Kunde im Idealfall nämlich gar nicht mit) sondern wegen der Überschuldung der bauenden (Developer, Endkunde, Spekulant etc.) einerseits und dem Überangebot andererseits.

    Zitat Zitat von rainerug
    ...und Neuanträge für Baugenehmigungen ebenfalls.
    Daran zweifle ich noch

  9. Nach oben    #9
    Zypern-Fan
    aus Limassol
    76 Beiträge seit 01/2008
    Ich war lange nicht im Forum, weil ich mit meinem Umzug beschäftigt bin, aber ich glaube immer noch, dass der Immobilienboom rückläufig ist. Siehe Spanien. Es gibt einfach zu wenig Leute, die sich das alles leisten können. Ich treffe in Limassol viele Leute, die ein Durchschnittsgehalt bzw. Pension haben. Da kann man nicht so große Sprünge machen.

  10. Nach oben    #10
    Zypern-Insider
    70 Jahre alt
    aus Kampala
    620 Beiträge seit 04/2008
    Zitat Zitat von rainerug
    ... ich glaube immer noch, dass der Immobilienboom rückläufig ist. Siehe Spanien. Es gibt einfach zu wenig Leute, die sich das alles leisten können. Ich treffe in Limassol viele Leute, die ein Durchschnittsgehalt bzw. Pension haben. Da kann man nicht so große Sprünge machen.
    Ich glaube, es ist tatsächlich so, daß hauptsächlich Zweithaus-Bauer anvisiert sind. Es war + ist immer so, daß es ein Klientel gibt, das gerade in Zeiten einer Rezession genug Geld hat, gerade dann zu investieren. Das ist dann auch eine Frage des 'Sicherheitsgefühls': der Bauboom am Mittelmeer läuft in Wellen ab; die EU-Mitgliedschaft eines Staates tut da viel. Der Bauboom in Italien war in den 60ern. In Spanien + Portugal kam er nach deren EU-Beitritt. In Zypern sind wir meines Erachtens mitten drin.
    Mani sagte:
    Die Preise werden nicht wegen dem Wassermangel fallen (das kriegst du als potentieller Kunde im Idealfall nämlich gar nicht mit) sondern wegen der Überschuldung der bauenden (Developer, Endkunde, Spekulant etc.) einerseits und dem Überangebot andererseits.
    Es ist, denke ich, so, daß auch die zypriotische Regierung sich viel (Einnahmen) von diesem Klientel verspricht. Ist ja auch legitim. Nur: wie Rainerug sagte:
    Es besteht auf jeden Fall ein riesiges Angebot und es wird, wie in Spanien, immer weiter gebaut, ohne dass die Infrastruktur angepasst wird (siehe Wassernot oder öffentliche Verkehrsmittel).
    Wie wir alle an vielen Kleinigkeiten sehen können, sind die Entscheider auf Regierungsebene offenbar nicht unbedingt mit sehr viel Weitblick gesegnet. Auch in Zypern haben sich die Zeiten geändert und viele alteingesessene matriarchalische Strukturen passen sich - wenn auch sehr langsam - an.
    Lange Rede, kurzer Sinn: Die Bauwut wird sich noch eine Weile beschleunigen - bis auch mit irgendwelchen abenteuerlichen Hilfskostruktionen nix mehr geht. Dann kommt man auf den Boden der Tatsachen und die Anzahl der Bauanträge wird sinken, weil sich die zu erwartenden Probleme herumgesprochen haben. Der Markt wirds bestimmen.


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