Nun also war ich zum zweiten mal in Zypern, habe dort fast 3000 km zurückgelegt und kann nun mit Recht behaupten, beinahe jeden Quadratmeter der Insel zu kennen.
Es war schön und interessant aber bei meinem dicht gedrängten Programm natürlich nicht erholsam. Hinsichtlich der Suche nach einem Ort, wo alles stimmt (Kein Rummelplatz, aber dennoch soll was los sein) bin ich leider noch nicht fündig geworden.
Im Folgenden gebe ich meine subjektive Empfindung zu den Einzelnen Orten, die ich mir in diesem Jahr, oder auch im Vorjahr genauer angesehen habe wider:
Kato Paphos:
Eigentlich das gleiche, wie in Aya Napa, aber ohne Strände, die diese Bezeichnung verdienen würden. Ältere Hotels und Bauwerke, die auch benützt werden (Festung und Königsgräber kann man dazu nicht zählen) sind nicht vorhanden; alles ist auf die Schnelle aus dem Boden gestampft.
Die Strände von Coral Bay sind recht schön, aber dort ist wiederum die Infrastruktur eher dürftig.
Paphos Oberstadt:
Das Angebot in der Markthalle ist vorwiegend auf die Bedürfnisse der Touristen ausgerichtet - Authentizität ist so gut wie nicht vorhanden. Am Platz vor der Markthalle, wo der Bus hält, hat man einen schönen Ausblick auf's Meer. Ansonsten besteht Paphos aus einem Wildwuchs von Häusern und Straßen mit schmalen Bürgersteigen und viel Verkehr. Ein Stadtzentrum ist nicht erkennbar und auch keine Cluster. Boutiquen und Juwelliergeschäfte befinden sich gleich neben Autowerkstätten und Handwerksbetrieben. Alles in Allem kein Ort, der zum Bummeln oder längerem Verweilen einlädt.
Polis und die Chrysochous Bucht:
Landschaftlich wahrscheinlich der schönste Küstenabschnitt des Südteiles der Insel. In Latsi waren Anfang November bereits so gut wie alle Rolläden dicht. Polis ist ganz nett, hat aber den Nachteil, auf einem Hügel zu liegen der rundum von Straßen umgeben ist. Zum Strand muß man ein Stück durch einen Wald fahren. Auch hier herrschte Anfang November schon weitgehend Kehrausstimmung.
Fährt man weiter in nordöstliche Richtung kommt man nach 20 Minuten zur türkischen Enklave Kokkina /Erenköy, die man auf einer etwas abenteuerlich anmutenden Fahrt durch das Trodos Gebirge umfahren muß. Belohnt wird man mit atemberaubenden Aussichten, die aber nicht fotografiert werden dürfen. Nach 20 km ist man wieder am Meer und erreicht den verschlafenen Ort Kato Pyrgos, wo es (wie lange denn eigentlich noch?) nicht mehr weiter geht. Eine interessante Fahrt, aber kein Platz, der zu längerem Verweilen einlädt.
Nicosia:
Ist eine schöne und lebendige Stadt mit internationalem Publikum - präzise ausgedrückt müsste man von 2 Städten sprechen. Wenn es im Südteil zu hektisch wird, kann man in den Nordteil ausweichen und sich dort in ein Café oder eine Lokantasi setzen und sich entspannen. Schade dass die Stadt im Landesinneren liegt.
Limassol:
Gemütliches Stadtzentrum mit kleiner Fußgängerzone. Die Uferpromenade ist zwar schön mit Palmen bepflanzt, aber kaum jemand spaziert dort. Zwischen der Promenade und der Stadt liegt eine Rennbahn, die nur mit viel Geduld zu überqueren ist. Die Touristische Zone von Limassol besteht aus einem nicht besonders schönen Strand, der teilweise unterbrochen ist, dahinter eine Hotelzeile und hinter den Hotels ist wieder die Rennstrecke mit viel Verkehr. Man ist vorwiegend auf russische Gäste eingestellt, wie dies aus den Aufschriften beim Bootsverleih am Strand und bei den Supermärkten ersichtlich ist.
Perivolia:
Ideal zum Baden, ansonsten aber recht verschlafen.
Larnaca:
Von allen Südzyprischen Städten ist mir Larnaca noch am sympathischsten. Es gibt einen Strand und eine Promenade, die zwar nicht besonders lang, dafür aber umso breiter ist und such Cafés und Restaurants vorhanden sind. Leider wurde das 4 Lanterns Hotel, das alte, im britischen Kolonialstil gebaute Hotel im Südteil der Insel abgetragen und befindet sich jetzt dort eine Baustelle. Von den Reiseveranstaltern Neckermann, TUI und Gulet werden in Larnaca Stadt keine Hotels angeboten. Wer pauschal reist (das tun die meisten Zypern Gäste, weil ansonsten das Leben im Südteil von Zypern sehr teuer ist) landeet meist in einem Hotel an der Larnaca Bay, 7 - 8 km ausserhalb der Stadt, wo der Strand nicht besonders schön ist und hinter den Hotels eine Hauptverkehrsader verläuft.
Aya Napa:
Die Strände sind OK. Angenehm ist auch die Gegend rund um den Hafen, obwohl auch dort, wie überall im Süden alles (bis auf das alte Kloster) in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft wurde. Im Hochsommer möchte ich dort nicht sein - es wäre mir zu laut; im Herbst aber war es angenehm. Der Nachteil ist, dass Ende Oktober die Rolläden dicht gemacht werden und die Infrastruktur verschwindet.
Protaras:
Siehe Aya Napa:
Famagusta.
Alte Bauwerken und Mauern gibt's dort jede Menge. Und da Famagusta auch über eine Universität (mit Meerblick) verfügt, sieht man dort auch viel junges und internationales Publikum und auch eine studentische Kneipenkultur ist vorhanden.
Nachteil für Touristen:
Die meisten Hotels liegen mehrere Kilometer außerhalb der Stadt in nördlicher Richtung. In der Stadt selbst ist nur das Palm Beach erwähnenswert, wo man wunderbar baden kann, wenn man den Anblick der gleich in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Geisterstadt nicht als störend empfindet.
Abzuwarten bleibt, wie sich die Dinge entwickeln, wenn einmal die Geisterstadt Varosha wiederbelebt werden sollte, aber es erscheint nicht ratsam, auf dieses Ereignis zu warten.
Die Karpas Halbinsel:
Dort länger zu bleiben ist vor allem für jene Interessant, die die totale Einsamkeit lieben. Als Tagesausflug ist es in jedem Fall ein unbedingtes Muß.
Kyrenia:
Unbestritten die schönste Stadt der Insel. Auch im November wirkt die Stadt noch ziemlich lebendig. Viele Türken vom Festland und auch Südzyprioten kommen dorthin um ihrer Spielleidenschaft zu frönen. Casinos sind sowohl in der Türkei, wie auch in Südzypern verboten.
Nachteil: Baden kann man in Kyrenia nur, wenn man im Dome Hotel wohnt; die haben einen Steg mit einer Treppe ins Meer. Strände liegen mehrere Kilometer außerhalb der Stadt.
Sonstiger Gedanke:
Wer an den Erwerb eines Altersdomiziles denkt, sollte auch an die Möglichkeit denken, eines Tages vielleicht nicht mehr mit dem Auto fahren zu können. Ohne Auto ist man aber gerade in Zypern sehr schlecht bedient. An öffentlichen Verkehrsmitteln gibt's nur Busse, die sehr selten und Sonntags überhaupt nicht fahren. Im Norden sieht's etwas besser aus, weil die dort ärmer sind und sich nicht so viele Autos leisten können. Deshalb gibt's dort auch Dolmus-Taxis, die fast jedes Dorf bedienen.
Fazit:
Für mich ist und bleibt Zypern eine interessante Herausforderung, aber zumindest derzeit noch keine Gegend zum Entspannen und Erholen. Das offene politische Problem und die Ungewissheit wie es weiter geht wirkt sich negativ auf meine innere Harmonie und damit auf meinen Gesundheitszustand aus. Ich will mich daher weiterhin mit dem Thema Zypern beschäftigen, den nächsten Besuch bekommt die Insel von mir erst dann, wenn sich dort etwas tiefgreifend verändert hat.
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