Badische Zeitung vom Samstag, 19. Januar 2008
Zyprer beten für den Regen
Trockenheit bedroht Bauern
Von unserem Korrespondenten Micheael Wrase
LIMASSOL. Auf Zypern haben in der vergangenen Nacht Tausende von Gläubigen um Regen gebetet. Das von Erzbischof Chrisostomos II. angeordnete innigste Flehen um Niederschlag dauerte fünf Stunden — und war damit das längste der drei Regengebete in diesem Winter. Die anhaltende "Jahrhunderttrockenheit" hat in der Landwirtschaft bereits schwere Schäden angerichtet.
"Wir sind überzeugt" , hieß es in dem dramatischen Aufruf des Geistlichen, "dass unsere im tiefsten Glauben und leidenschaftlichsten Geiste vorgetragenen Gebete vom Allmächtigen erhört und erfüllt werden" . Chrisostomos II. hatte zuletzt Anfang Dezember um Regen beten lassen. Wenig später setzten daraufhin heftige Wolkenbrüche ein, die allerdings nicht lange andauerten. Seit Anfang Januar fiel in großen Teilen Zyperns kein einziger Tropfen Regen. Sollte es in den kommenden Wochen nicht kräftig — und vor allem anhaltend regnen oder schneien, drohen die Meisten der 104 Wasserreservoirs auf der Mittelmeerinsel vollständig auszutrocknen. Deren Gesamtkapazität beträgt inzwischen weniger als sechs Prozent.
Der zyprische Landwirtschaftsminister hatte bereits zu Wochenbeginn angekündigt, die Kapazität der vorhandenen Meerwasserentsalzungsanlagen zu steigern. Außerdem erwägt die Regierung, Wasser in Tankschiffen zu importieren. Als mögliche Lieferanten wurden der Libanon, Ägypten und Kreta genannt.
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