Ich bin hingefahren – in die geteilte Stadt. Eine knappe Stunde vom Meer liegt sie entfernt. Muslime leben auf der einen Seite in den idyllischen Gässchen der Altstadt. Christen Leben auf der anderen Seite in den gesichtslosen Betonplattenbauten der Neustadt. Dazwischen liegt ein Streifen aus zerschossenen und ausgebrannten Ruinen, die einmal Gebäude waren. Das Misstrauen zwischen den beiden Volksgruppen sitzt immer noch sehr tief. Ein Halbmond auf einem Berghang soll Menschen auf der gegenüberliegenden Seite provozieren. Ein 35 Meter hohes Kreuz auf einem Berg auf der christlichen Seite, sowie ein Kirchturm, der an Höhe alle Minarette auf der anderen Seite überragt, soll die muslimische Seite provozieren.
Spätestens jetzt werden die aufmerksamen Leser/innen erkannt haben, dass es nicht Nicosia ist, das ich hier beschreibe.
Es gibt keine Pufferzone und keine Absperrungen und man muss auch keinen Checkpoint passieren, wenn man von einer Seite auf die andere wechselt. Und die Stadt hat, anders als Nicosia auch eine gemeinsame Stadtverwaltung.
Nun aber warte ich ab, ob es hier Leute gibt, die in der Lage sind, zu erkennen, welche Stadt ich soeben beschrieben habe.
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