apa. Türkei: Mehrheit gegen Einlenken im Zypern-Streit
Der italienische Ministerpräsident Romano Prodi hat der Türkei mit der Aussetzung der EU-Beitrittsgespräche gedroht, sollte sich die Regierung in Ankara im Zypern-Streit nicht bewegen. Wenn der Fortschrittsbericht zur Türkei, den die EU-Kommission vorlegen will, "absolut negativ" ausfalle, würden die Verhandlungen "natürlich" ausgesetzt, sagte Prodi der Londoner Tageszeitung "Financial Times".
Er hoffe aber, dass es nicht so weit komme. Von der Türkei wird insbesondere gefordert, dass sie ihren Luftraum und ihre Häfen für zypriotische Flugzeuge und Schiffe bis zum Jahresende öffnet. Nach Medienberichten werden in der Bericht Mängel bei der Abschaffung der Folter, der Kontrolle über die Armee und der freien Meinungsäußerung aufgelistet.
Nach dem in Ankara veröffentlichten Ergebnis einer Umfrage sind mehr als zwei Drittel der Türken gegen ein Einlenken im Streit um die Hafenöffnung. Demnach sind 70 Prozent der Türken der Meinung, dass ihre Regierung die Beitrittsverhandlungen aussetzen sollte, wenn die EU ihre Forderungen nach Zugeständnissen aufrechterhalte. 63 Prozent der Türken glauben nicht, dass Ankara und Brüssel in der Frage einen Kompromiss finden werden. Nur noch 50 Prozent befürworten einen Beitritt des Landes zur Europäischen Union, im Vergleich zu 75 Prozent vor zwei Jahren. 45 Prozent sind gegen einen Beitritt.
Die Türkei weigert sich bisher, das Protokoll über den freien Warenverkehr mit der EU auf das EU-Mitglied Zypern anzuwenden. Ankara verlangt, dass zuvor das allgemeine Handelsembargo gegen die international nicht anerkannte "Türkische Republik Nordzypern" in dem von der Türkei besetzten Inselteil fällt.
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