Ausverkauf im Ferienparadies Zypern
Von Simon Packard 18. Februar 2009, 01:52 Uhr
Mangelnde Nachfrage drückt die Preise - Neubau geht drastisch zurück

Nikosia - Die Zeit des Immobilienbooms auf der Mittelmeerinsel Zypern ist mit dem Konjunktureinbruch in Großbritannien beendet. Sonnenhungrige Briten haben nach dem Verfall der Hauspreise im eigenen Land und dem heftig abwertenden Pfund nicht mehr die Mittel, um Ferienhäuser in Paphos oder Paralimni zu kaufen. Der Neubau auf Zypern ist damit praktisch zum Stillstand gekommen. Von Januar bis November 2008 nahm die Zahl der Baugenehmigungen auf Zypern um 2,4 Prozent ab.

Die Preise für die einst begehrten Apartments sind in den vergangenen vier Monaten sogar um bis zu 25 Prozent eingebrochen. Seit 2002 hatten sich die Hauspreise mehr als verdoppelt, wie aus Daten des Maklers Antonis Loizou & Associates Ltd. in Nikosia hervor geht. Beim zyprischen Baukonzern Aristo war der Umsatz in den ersten zehn Monaten des Jahres 2008 um 41 Prozent eingebrochen. Die Nachfrage von britischen Staatsbürgern sank gar um 75 Prozent.

Auch die Bautätigkeit sei zum Erliegen gekommen, sagt Stuart Crouch, der bis zur Insolvenz im August den Entwickler Parador Properties geleitet hatte. Parador war der zweitgrößte britische Immobilienmakler für Zweitwohnsitze außerhalb Großbritanniens und auf Zypern spezialisiert.

Mit der Rezession und einem Immobilienpreisverfall von 20 Prozent seit dem letzten Hoch im August 2007 hat der britische Verbraucher zunächst offenbar das Interesse an einem Sommerhaus auf Zypern verloren. Viele Rentner, die sich mit dem Verkauf des Eigenheims einen Alterssitz in der Sonne auf Zypern finanzieren wollten, waren nicht in der Lage, ihre Häuser zu verkaufen, hieß es bei Leptos Estates in London. Verkäufer Michael Cartwright sagt: "Die Geschäfte laufen nicht gut, aber wir können überleben". Das Unternehmen habe die Preise gesenkt und Kapazitäten zurückgefahren. "Unser größtes Problem ist das schwache Pfund und der ebenso schwache britische Immobilienmarkt."

Zypern war bis 1960 eine britische Kolonie und ist mehr als jeder andere europäische Immobilienmarkt von Käufern aus Großbritannien abhängig. In den vergangenen fünf Jahren kauften britische Bürger rund zehn Prozent der neu auf der Insel errichteten Häuser und bildeten mit einem Anteil von zwei Dritteln die größte Gruppe unter den ausländischen Käufern. Damit ist ihr Anteil auch höher als in größeren Märkten für Ferienhäuser wie Spanien oder Frankreich.

Dabei siedeln sich die Briten zum größten Teil in der südlichen Hälfte der Mittelmeerinsel an. Nordzypern ist seit 1974 von der Türkei besetzt. Der griechische Teil ist seit 2004 EU-Mitglied. Einen Schwerpunkt britischer Investitionen bildet die im Südwesten der Insel gelegene Region um die Hafenstadt Paphos. Zum Höhepunkt des Booms hatten britische Staatsbürger rund 80 Prozent der Immobilien aufgekauft. Bloomberg

Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article32 ... ypern.html

@Kai Ist die Lage wirklich so dramatisch?